Finanzielle Freiheit: FIRE-Rechner

Mit dem Rechner unten kannst du ausrechnen, wie viel du sparen musst, bis du finanziell unabhängig bist und wie viel du dir dann jedes Jahr sicher auszahlen kannst. Der Rechner verwendet keine starre Safe Withdrawal Rate, sondern sie ist dynamisch und auf deine Situation zugeschnitten. Mehr Infos zum Rechner gibt es gleich im Anschluss.

So verwendest du den Rechner

Im Video unten erfährst du alles, was du zum Rechner wissen musst. Vier Schritte musst du bei deiner persönlichen finanziellen Unabhängigkeit beachten. Erstens solltest du deinen Wunschbetrag definieren, den du in deinem Ruhestand benötigst. Mein persönliches Ziel sind 10.000 im Monat. Dies hängt aber stark von deinem Wohnort ab und wie viel Luxus du dir gönnen möchtest. Wer sich in Südostasien zur Ruhe setzen möchte, braucht natürlich weniger Geld als in einer westeuropäischen Grossstadt mit einer 200 Quadratmeter grossen Wohnung.

Um herauszufinden, wie viel Geld du im Ruhestand jährlich beziehen kannst, musst du zweitens deine Rentendauer angeben und drittens deine Aktienquote im Ruhestand. Die Rentendauer ergibt sich aus deiner geschätzten Lebenserwartung abzüglich deinem Wunsch-Rentenalter. Für die Aktienquote empfehlen die meisten einen Wert von 60% (mehr im Video). Anhand dieser Angaben berechnet dir der FIRE-Rechner nun das Vermögen, das du für FIRE benötigst.

Um den monatlichen Sparbetrag herauszufinden, musst du viertens noch dein aktuelles Vermögen angeben und die erwartete Rendite pro Jahr bis zu deinem Wunsch-Rentenalter. Hier empfiehlt sich grundsätzlich eine sehr hohe Aktienquote (90%+), entsprechend ist eine reale erwartete Rendite von 5 bis 6% realistisch. Achtung: Den erhaltenen Sparbetrag musst du dann jedes Jahr der Inflation anpassen.

Was ist FIRE?

DIe FIRE-Bewegung (Financial Independence, Retire Early) ist vor einigen Jahren aus Amerika auch nach Europa übergeschwappt. Die Anhänger der Bewegung möchten finanziell unabhängig sein, das heisst, nie mehr arbeiten müssen, wenn sie dies nicht wollen. Auch ich investiere, um diese Freiheit zu erreichen.

FIRE zu erreichen, ist für fast alle möglich. Zumindest für jene, die diszipliniert sparen und sich mehr als nur einige wenige Jahre Zeit geben.

Die 4%-Regel & Safe Withdrawal Rate

In der FIRE-Community weit verbreitet ist die 4%-Regel. Die Regel besagt vereinfacht gesagt, dass man das 25fache der jährlichen Ausgaben benötigt, um nie mehr arbeiten zu müssen. Wer jährliche Ausgaben von 30.000 CHF/€ hat, benötigt also 750.000 CHF/€, um verfrüht in den Ruhestand gehen zu können. 4% von 750.000 sind dann die gewünschten 30.000.

Die 4%-Regel wurde berühmt durch die sogenannte Trinity-Studie, welche basierend auf US-Daten eine Rentendauer von bis zu 30 Jahren untersuchte. Und genau dort liegt aber auch ein grosser Nachteil dieser Faustregel. Denn wer sich früher pensionieren lassen möchte, der lebt meistens noch länger als nur 30 Jahre. Entsprechend sind die 4% dann meistens zu hoch. Oder anders gesagt, wer sich 4% im Jahr auszahlt, aber noch 50 Jahre lang lebt, hat vermutlich bereits vor dem eigenen Tod kein Geld mehr.

Ich habe dies deswegen in meinem Rechner berücksichtigt. Ich habe die Trinity-Studie mit einem längeren Datensatz (1871-2023) nachgerechnet und längere Rentendauern berücksichtigt. Das heisst, du erhältst mit dem Rechner eine auf dich zugeschnittene Safe Withdrawal Rate. Die Safe Withdrawal Rate, zu deutsch Entnahmerate, entspricht dem Prozentsatz, den du von deinem Anfangsvermögen jedes Jahr sicher beziehen kannst, ohne vor deinem Tod bereits kein Geld mehr zu haben. Die im Rechner angegebene Safe Withdrawal Rate ist jene mit einer Gewinnwahrscheinlichkeit von 95%. Das heisst in 19 von 20 Fällen wirst du mit einem Vermögen von mindestens 1 CHF/€ sterben und nur in einem von 20 Fällen geht dir das Geld bereits vorher aus.

Weshalb sind 4% zu viel?

Einige fragen sich vielleicht, weshalb 4% zu viel sind. Weil (US)-Aktien rentieren ja historisch mit rund 9% im Jahr. Zwei Gründe. Erstens muss man die Inflation berücksichtigen, die historisch rund 2% pro Jahr betrug. Das heisst, den Betrag, den man jährlich bezieht, sollte man der Inflation anpassen. Nehmen wir wieder das Beispiel von 30.000 im Jahr. Bei einer Inflation von 2% sollte man im Folgejahr den Betrag auf 30.600 anpassen. Täte man dies nicht, könnte man mit den 30.000 immer weniger kaufen (der Rechner berücksichtigt dies bereits und nimmt reale Werte).

Aber auch nach Abzug der Inflation bleibt eine reale Aktienrendite von 7%. Weshalb sind 4% zu viel? Zweitens muss man berücksichtigen, dass Aktien von Jahr zu Jahr stark schwanken. Halbiert sich das Portfolio, sind die 30.000 prozentual auf einmal mehr als 4%. Ich habe dies in der folgenden Grafik mal dargestellt für eine Person, die 1929 im Alter von 40 Jahren in Rente ging und noch 50 Jahre lebte. Hätte sie in dieser Zeit nichts bezogen, hätte sich ihr Vermögen etwas mehr als verzehnfacht (rote Kurve). Hätte sie aber nun 4% im Jahr bezogen, dann wäre sie im Jahr 1954 Konkurs gegangen (blaue Kurve). Sie hätte also im Alter von 65 Jahren kein Geld mehr gehabt.

 

 

Die Ultra Safe Withdrawal Rate

Im Rechner habe ich zudem eine sogenannte Ultra Safe Withdrawal Rate eingebaut. Der Grund ist der folgende. Die Trinity-Studie (wie die meisten Studien in diesem Bereich und auch ich für meinen Rechner) arbeitet mit US-Daten. Allerdings überschätzt man mit US-Daten die SWR vermutlich. Weshalb? Die USA waren in den letzten 100 Jahren die Weltmacht und wurde von Kriegen und Hyperinflationen verschont. Entsprechend hoch waren die Aktienrenditen in den USA. In fast allen  anderen Ländern waren diese tiefer. Wer mit internationalen Aktienrenditen rechnet, kommt deswegen auf deutlich tiefere SWR (vgl. https://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=4227132). Leider sind die dort verwendeten Daten nicht öffentlich. Ich habe dies deswegen vorerst relativ simpel und nicht ganz so extrem umgesetzt. In meinem Rechner entspricht die Ultra Safe Withdrawal Rate einfach einer SWR, die um 0,5 Prozentpunkte tiefer ist.

Das Ziel-Vermögen und der monatliche Sparbetrag

Aus der SWR ergibt sich dann das Ziel-Vermögen, das man zum Zeitpunkt des Renteneintritts benötigt. Daraus und aus der Portfoliorendite bis zum Ruhestand lässt sich schliesslich der notwendige Sparbetrag pro Monat berechnen, um eben das Ziel-Vermögen erreichen zu können. Je nachdem, wie ambitioniert die Ziele sind, heisst es dann: Sehr viel sparen oder das Wunsch-Rentenalter anpassen.

Bei aller Liebe zu solchen Rechnern möchte ich noch darauf hinweisen, dass alle Werte auf historischen Daten basieren. Das heisst, dass auch in Zukunft die Kapitalmarktrenditen so hoch sind wie in der Vergangenheit, ist natürlich nicht gesichert. Dennoch sollte der Rechner zumindest grobe Anhaltspunkte für das eigene FIRE-Ziel geben. 😉

 

 

Aktuelle Version des Rechners: 4. April 2024

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