So bestimmst und verbesserst du deine Rente
In meinem Studium habe ich das Lernen auf die Semesterprüfungen jeweils hinausgezögert. Exakt 6 Tage vor der Prüfung war der Druck dann gross genug und ich habe mich endlich mit dem Thema befasst.
“Ich mache es dann morgen” ist menschlich. Manchmal verlangt dies einen Extra-Effort mit 16-Stunden-Tagen wie bei mir im Studium, manchmal ist morgen aber auch schlicht zu spät.
Viele Schweizer beginnen mit der Planung für die eigene Pension erst nach ihrem 55. Geburtstag. 10 Jahre bleiben dann noch, bis man mit einer guten Rente den Ruhestand geniessen möchte. Das ist meist zu wenig Zeit, wie wir in diesem Newsletter sehen werden. Im Idealfall setzt man sich früher mit folgenden Fragen auseinander: Wie hoch soll und wird meine Rente sein? Wie setzt sie sich zusammen? Wie kann ich sie verbessern? Und wie viel muss ich im Monat dafür sparen?
Dies das Thema des heutigen Newsletters.
Für die eigene Pensionierung muss man sich zu Beginn folgende Frage stellen: Wie viel Geld benötige ich pro Monat? Ein Teil dieser Wunschrente kommt aus der AHV und der 2. Säule. Den Rest müssen die eigenen Ersparnisse abdecken. Privat ergibt sich also ein Sparziel, um die Wunschrente zu erreichen. Um dieses Sparziel zu erreichen, muss man dann Monat für Monat genug Geld zurücklegen.
Gehen wir Schritt für Schritt vor.
Schritt 1: Die Rente aus AHV und 2. Säule bestimmen
Das Schweizer Drei-Säulen-System besteht aus der AHV (1. Säule), den Pensionskassen (2. Säule) und der privaten Vorsorge (3. Säule). Die Rente aus der ersten und der zweiten Säule entspricht dabei ungefähr 60 Prozent des Bruttoeinkommens.
Ein Beispiel: Andrea verdient 6’000 Franken pro Monat – sie wird im Alter also rund 3’600 Franken Rente erhalten. Man kann für sich selbst mit dieser Faustregel also relativ einfach die Höhe der eigenen Rente schätzen.
Die effektive Rente kann aber stark davon abweichen. Zum Beispiel für Personen, die mehr als rund 90’000 Franken pro Jahr verdienen. Denn diese sind in der 2. Säule sogenannt überobligatorisch versichert, wo die Leistungen der Pensionskassen stark voneinander abweichen können. Aber auch wer im Erwerbsleben Lücken aufweist, vielleicht aufgrund eines Auslandaufenthaltes oder einem tiefen Pensum, erreicht die 60 Prozent womöglich nicht.
Wem die 60%-Faustregel zu ungenau ist, kann wie folgt vorgehen.
Mit diesem Tool des Bundes lässt sich die AHV-Rente schätzen. Am besten bestellt man zuerst den persönlichen AHV-Kontoauszug bei der kantonalen Ausgleichskasse und tippt die Werte dann im Tool ein, um eine möglichst genaue Schätzung zu erhalten. Aber Achtung: Gerade für junge Personen ist die Schätzung ungenau, unter anderem weil kommende Lohnsteigerungen nicht automatisch im Tool berücksichtigt werden.
Die Altersrente aus der 2. Säule steht auf dem Versicherungsausweis der Pensionskasse, den man jährlich erhält. Achtung: Es handelt sich auch hier nur um eine Schätzung.
Schritt 2: Die Vorsorgelücke bestimmen & schliessen
Insgesamt erhält man aus der ersten und der zweiten Säule also eine Rente, die rund 60 Prozent des Bruttolohns entspricht. Allgemein geht man aber davon aus, dass man im Alter eine Rente benötigt, die rund 80 bis 90 Prozent des Bruttolohnes entspricht.
Es fehlen im Normalfall also rund 20 bis 30 Prozent Rente. Man spricht dabei von der Vorsorgelücke. Diese muss man mit der privaten Vorsorge (3. Säule) schliessen. Man kann hierfür auf das steuerbegünstigte Sparen via Säule 3a setzen oder macht es selbständig im Privatvermögen.
Wieder das Beispiel von Andrea. Sie verdient 6’000 Franken und wird etwa 3’600 Franken (60% von 6’000) aus der 1. und 2. Säule erhalten. Für ein anständiges Leben im Alter sind aber 4’800 bis 5’400 Franken notwendig (80-90% von 6’000). Ihr fehlen also 1’200 bis 1’800 Franken im Monat (Vorsorgelücke). Diese Lücke muss sie in der privaten Vorsorge (3. Säule) schliessen.
Doch wie hoch müssen die Ersparnisse sein, um diese Lücke zu schliessen?
Wieder eine grobe Faustregel: Die monatliche Vorsorgelücke mit 250 multipliziert ergibt die notwendigen Ersparnisse zum Pensionierungszeitpunkt. Andrea fehlen rund 1’500 Franken im Monat. Sie muss mit 65 Jahren also ein Kapital von 375’000 Franken (250 mal 1’500 Franken) angespart haben. Dieses Kapital sollte im Normalfall ausreichen, um bis zu ihrem Ableben die Vorsorgelücke zu schliessen.
Schritt 3: Genug sparen & richtig investieren
Wir wissen also nun, wie viel Geld wir bis zu unserem 65. Geburtstag sparen müssen. Doch was heisst das konkret? Wie viel muss ich jedes Jahr zurücklegen, damit ich dieses Ziel erreiche?
Wie viel man zurücklegen muss, hängt stark davon ab, ob und wie man investiert. Im Juni durfte ich an einem Anlass von Fintool vor rund 150 Personen zu genau diesem Thema ein Referat halten. Wer es in voller Länge anschauen möchte, kann das hier tun:
Ich schaue im Referat den typischen Schweizer an, also einen Schweizer, der eben spart und nicht investiert. Schritt für Schritt gehe ich auf die typischen Anlagefehler ein. Je weniger Fehler passieren, desto höher fällt die Rente aus. Das Endresultat: Wer richtig investiert statt nur auf dem Sparkonto spart, kann seine Rente um rund die Hälfte erhöhen – die Vorsorgelücke wird so bereits mit relativ geringen monatlichen Sparbeträgen geschlossen.
Klar, wie immer basieren solche Berechnungen auf historischen Daten und was die Zukunft genau bringt, wissen wir nicht. Doch was zählt: Richtig zu investieren, also weniger Fehler zu machen, schadet sicher nicht. Was bedeutet richtiges Investieren? Emotionslos, diversifiziert, passiv, zu tiefen Kosten, mit einer persönlichen Anlagestrategie und in der Säule 3a. Wer es genau wissen will, schaut sich am besten das Referat an.
Den eigenen Ruhestand zu planen heisst also, die Vorsorgelücke zu schliessen, und dies mit einer schlauen Anlagestrategie möglichst effizient. Wer dies frühzeitig macht, hat weniger Stress.

In der Grafik oben habe ich dargestellt, wie viel Prozent seines Lohnes man sparen und investieren muss, um mit 65 Jahren eine Rente zu erreichen, die 85 Prozent des letzten Lohnes entspricht. Die rote Kurve zeigt den nötigen Sparbetrag, wenn man in Aktien investiert, die hellblaue Kurve, wenn man das Sparkonto wählt.
Zwei Dinge lassen sich ablesen:
- Der nötige Sparbetrag steigt immer schneller an, umso später man mit dem Sparen beginnt. Wer mit 30 Jahren beginnt und in Aktien investiert, muss gerade mal 5 Prozent seines Einkommens zurücklegen. Wer mit 40 Jahren beginnt, benötigt bereits 10 Prozent des Einkommens und wer bis 55 wartet, muss unrealistische 40 Prozent des Einkommens sparen.
- Wer in Aktien investiert statt die Ersparnisse auf das Sparkonto legt, muss deutlich weniger sparen. Wer mit 30 Jahren beginnt, muss mit einer Aktienstrategie 5 Prozent des Einkommens zurücklegen. Mit dem Sparkonto wäres es ganze 15 Prozent!
Nehmen wir zum letzten Mal Andrea. Wir wissen, dass sie ein Kapital in der Höhe von 375’000 Franken aufbauen muss. Nehmen wir an, sie ist 30 Jahre alt und sie investiert in Aktien. Dann reicht bei ihr eine Sparquote von rund 5 Prozent des Einkommens – also etwa 300 Franken im Monat (5% von 6’000). Macht sie das Monat für Monat, bis sie 65 Jahre alt ist, dann wird sie ungefähr 375’000 Franken angespart haben.
Was, wenn sie erst mit 55 Jahren beginnt? Dann müsste sie pro Monat ganze 2’400 Franken (40% von 6’000) zurücklegen. Etwas, das vermutlich kaum umsetzbar ist.
Es lohnt sich also, sich frühzeitig mit der eigenen Altersrente auseinanderzusetzen – auch wenn es noch weit weg ist und es vielleicht eine etwas trockene Materie ist.
Gutes Investieren,
Patrick
P.S.: Der Newsletter ersetzt natürlich keine seriöse Finanzplanung. Die effektiven Renten oder die optimale Anlagestrategie unterscheiden sich von Person zu Person – der Newsletter dient aber zumindest als ungefährer Orientierungspunkt.