Der durchschnittliche Anleger zahlt 100’000 Franken zu viel
Wer mit Zahlen wenig am Hut hat, der ist froh, wenn er die Vermögensverwaltung endlich extern geben kann.
Die Kosten? Egal. Hauptsache weg.
Doch auch wer selber investiert, unterschätzt oft, wie entscheidend ein Blick auf die Gebühren sein kann.
Als ich in meinem letzten Jahr im Gymnasium meine ersten Aktien kaufte, zahlte ich für eine Investitionssumme bis 500 Franken rund 11 Franken Transaktionsgebühren. Dies beim Kauf und beim Verkauf. Total also 22 Franken.
Im Schnitt steigen Aktien im Jahr um rund 6 bis 8 Prozent. Hat mich die Aktie damals also 300 Franken gekostet, verging ein Jahr, bis ich nur die 22 Franken Gebühren wieder “verdient” hatte.
Der entscheidene Kostenfaktor
Die Transaktionsgebühren sind wichtig, doch der entscheidende Kostenfaktor ist an einem anderen Ort. Und zwar bei den jährlichen Kosten, die für Anlageprodukte oder eben die externe Vermögensverwaltung anfallen.
Hierbei sind gerade Schweizer Anleger sehr grosszügig. Im Schnitt lassen sie sich gemäss Moneyland.ch eine externe Vermögensverwaltung für eine reine Aktienstrategie 1,32 Prozent pro Jahr kosten (und dabei sind Fremdwährungskosten, Steuern, Börsen- und Fondsgebühren noch nicht mal berücksichtigt). Bei einem Anlagevolumen von 250’000 Franken sind das immerhin 3’300 Franken pro Jahr.
Die 3’300 Franken sind nur ein Teil der Kosten. Was man nicht direkt sieht, sind die entgangenen Gewinne. Denn die 3’300 Franken gehören nun der Bank. Ich kann diese nicht mehr anlegen und eine Rendite darauf erwirtschaften.
Was auf den ersten Blick unwichtig klingt, hat es in sich. Wer 250’000 Franken 30 Jahre lang mit 7 Prozent Rendite pro Jahr selber anlegt, erreicht rund 1,7 Mio. Franken. Wer dies beim durchschnittlichen Vermögensverwalter macht, ist nach 30 Jahren gerade mal bei 1,2 Mio. Franken. Insgesamt ist man also eine halbe Million Franken ärmer.
Die externe Vermögensverwaltung
Weil vermutlich nicht jeder eine Viertelmillion unter der Matratze hat, schauen wir uns jetzt das folgende Beispiel an. Gemäss der Haushaltsbudgeterhebung des Bundesamtes für Statistik spart der durchschnittliche Schweizer Haushalt im Monat 752 Franken. Nehmen wir mal an, zwei Drittel davon – also 500 Franken – werden jeden Monat in Aktien investiert. Für die externe Vermögensverwaltung fallen nun 1,32 Prozent im Jahr an, dazu kommen Produktkosten von – sagen wir – 0,2% pro Jahr.
Sparbetrag pro Monat: 500 Franken
Anlagedauer: 30 Jahre (1994 bis 2023)
Gesamtkosten externe Vermögensverwaltung: 1,52% pro Jahr
Gehen wir von einer Anlagedauer von 30 Jahren aus. Dann werden während dieser 30 Jahre also insgesamt 180’000 Franken investiert. Dank Kursgewinnen sind es am Schluss rund 390’000 Franken.
Eigentlich ein guter Deal, oder nicht?
Der günstigste externe Vermögensverwalter verlangt gemäss Moneyland.ch nur 0,75% pro Jahr. Mit den Produktkosten sind es total also 0,95% Gebühren.
Wer so investiert, hätte nach 30 Jahren ein Vermögen von 435’000 Franken. Ganze 45’000 Franken mehr als mit dem durchschnittlichen externen Vermögensverwalter. Umgerechnet auf eine jährliche Altersrente sind das übrigens immerhin fast 2’500 Franken pro Jahr mehr!
Der Robo-Advisor
Günstiger sind Robo-Advisor. Bei einem Robo-Advisor handelt es sich um digitale Vermögensverwalter, die (zumindest mehr oder weniger) automatisiert Geld anlegen. Es fehlt also im Normalfall ein Anlageberater. Dadurch sind Robo-Advisor deutlich günstiger als die klassische Vermögensverwaltung.
In der Schweiz findet man verschiedene Anbieter für rund 0,5% im Jahr. Mit angenommenen Produktkosten von wiederum 0,2% liegen wir also bei Gesamtkosten von 0,7% pro Jahr.
Nach 30 Jahren sind so 455’000 Franken beisammen. 20’000 Franken mehr als beim günstigsten klassischen Vermögensverwalter – 65’000 Franken mehr als beim durchschnittlichen Vermögensverwalter.
Selber investieren
Noch günstiger ist es, selber zu investieren bei einem Online-Broker. Wer so handelt und günstige ETFs kauft, wird rund 0,2% pro Jahr zahlen. Natürlich ist so zumindest ein gewisses Finanzwissen nötig, doch gerade in den letzten Jahren wurde das Anlegen dank vielen neuen Anbietern immer einfacher – auch für Laien.
Wer die 500 Franken im Monat bei einem Online-Broker selbständig in günstige ETFs investiert, knackt nach 30 Jahren die halbe Million. Insgesamt sparte man während dieser 30 Jahre also 180’000 Franken und dank Kursgewinnen wäre man Ende 2023 bei etwas mehr als 500’000 Franken.
Gegenüber der externen durchschnittlichen Vermögensverwaltung sind es rund 110’000 Franken mehr! Der Effekt von 1,52% Gebühren pro Jahr vs. 0,20% Gebühren pro Jahr ist also riesig!
110’000 Franken sind umgerechnet auf eine Altersrente fast 6’000 Franken pro Jahr!
Alle diese Rechnungen basieren auf einem Anlagehorizont von 30 Jahren und einer monatlichen Sparrate von 500 Franken. Wer doppelt so viel sparen kann, verdoppelt auch die Gebührendifferenz. Bei einem Sparbetrag von 1’000 Franken pro Monat, sind es nach 30 Jahren 220’000 Franken Differenz statt 110’000 Franken.
Und zum Schluss noch ein Hinweis: Im Beispiel habe ich den Schweizer Aktienindex von 1994 bis 2023 verwendet. Wie sich der Aktienmarkt künftig entwickeln wird, wissen wir natürlich nicht. Doch der Effekt der Gebühren bleibt unabhängig davon bestehen.
Bereits kleine Gebührenunterschiede von 0,2% oder 0,5% kosten langfristig schnell einige Zehntausend Franken. Es lohnt sich also, einige Stunden in die Wahl des externen Vermögensverwalters (oder ins „Do-it-yourself“) zu investieren.
Gutes Investieren,
Patrick
Disclaimer: Die Informationen in diesem Newsletter sind nicht als Anlage- und Finanzberatung oder ähnliches zu verstehen, sondern dienen rein der Unterhaltung. Bevor du investiert, solltest du deinen Finanzberater konsultieren. Ich übernehme keine Haftung für die Richtigkeit der Informationen in diesem Newsletter.
[…] Kriterium bei der Säule 3a sind aus meiner Sicht die jährlichen Gebühren. Wie in einer früheren Newsletter-Ausgabe bereits thematisiert, werden die Gebühren fast immer […]