Auf was man bei einem Säule-3a-Anbieter achten muss
Es ist wieder Ende Jahr und man wird überschwemmt mit Säule-3a-Werbung respektive Erinnerungen, jetzt noch einzuzahlen.
Doch auf was muss ich bei einem Anbieter überhaupt achten? Und bin ich zurzeit beim richtigen?
In dieser Newsletter-Ausgabe gehe ich auf die wichtigsten Kriterien ein, die ein 3a-Anbieter einer Wertschriftenlösung erfüllen muss. Denn es gibt immer mehr Anbieter und es ist nicht einfach, den Überblick zu behalten.
Mithilfe dieser Kriterien habe ich den Säule-3a-Vergleich für die Schweiz erstellt. Auch das in diesem Newsletter.
Lesezeit: 8 Minuten
Worum geht es? Worauf man bei einem Säule-3a-Anbieter achten sollte
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Ein grosser Fehler, den ich Anfang 20 machte, war, dass ich nicht in die Säule 3a eingezahlt habe. Mein Fazit, das ich damals zog: Ich zahle sowieso kaum Einkommenssteuern, der Säule-3a-Steuerabzug lohnt sich für mich also nicht.
Fairerweise muss ich mich etwas in Schutz nehmen, weil es damals noch nicht die heutige Auswahl an guten und günstigen Anbietern gab. Es war dadurch relativ einfach via selbständigem Investieren eine deutlich höhere Rendite zu erzielen, die auch den Verlust des Steuerabzuges wettmachte.
Mit den zahlreichen digitalen Anbietern, die in den letzten Jahren in den Markt eingetreten sind, ist die Situation heute eine andere. Die Gebühren sind stark gefallen, wovon in erster Linie der Kunde profitiert.
Klar, die Gebühren sind wichtig. Doch worauf muss man bei einem 3a-Anbieter alles achten?
Entscheidend: Die jährlichen Gebühren
Das wichtigste Kriterium bei der Säule 3a sind aus meiner Sicht die jährlichen Gebühren. Wie in einer früheren Newsletter-Ausgabe bereits thematisiert, werden die Gebühren fast immer unterschätzt.
Obwohl man sonst überall penibel auf den Preis schaut, ist man beim Investieren oft schlicht zu faul dafür. Dabei würde es sich gerade beim Investieren auszahlen.
Wer 40 Jahre lang jährlich den Maximalbetrag in die Säule 3a einzahlt und darauf mit einer maximalen Aktienquote jährliche Gebühren in der Höhe von 0,4% zahlt, erreicht am Schluss ungefähr eine Million Franken.
Wer stattdessen 1% pro Jahr zahlt, erreicht nur 850’000 Franken. Auch wer während 40 Jahren „nur“ 200’000 Franken ansparen kann, spart mit dem günstigeren Anbieter immer noch rund 30’000 Franken.
Ein paar Stunden in die Wahl des Säule-3a-Anbieters zu investieren, scheint mir also ein guter Deal zu sein.
Wichtig: Das Strategieangebot
Das zweite wichtige Kriterium ist die Flexibilität bei der Auswahl der Anlagestrategie. Es gibt keine Strategie, die für alle Menschen passend ist.
Entsprechend sollte ein guter Anbieter verschiedene vorgefertigte Anlagestrategien zur Auswahl stellen oder noch besser: individuelle Strategien ermöglichen.
Jeder Anleger kann so dann die eigene optimale Anlagestrategie wählen. Wichtig dabei ist vor allem die Aktienquote. Wer seine 3a-Gelder erst in 20 oder mehr Jahren beziehen wird, kann meistens die höchste Aktienquote (im Idealfall 99%) wählen. Wer einen kürzeren Anlagehorizont hat, sollte die Aktienquote reduzieren. Zur Pensionierung ist noch ein Aktienanteil von rund 40% sinnvoll.
Das sind aber nur Richtwerte und kann sich von Person zu Person stark unterscheiden. Ich werde diesbezüglich in einem späteren Newsletter (vermutlich im Februar) noch ins Detail gehen, wie man die optimale Anlagestrategie für sich findet.
Praktisch: Die Kundenfreundlichkeit
Schliesslich finde ich die Kundenfreundlichkeit wichtig.
Erstens sollten die jährlichen Gebühren auf der Website einfach ersichtlich sein. Ich finde es mühsam, wenn ich mich stundenlang durch eine Website klicken muss oder noch schlimmer: „Kontaktieren Sie uns für eine Offerte.“
Liebe Anbieter, macht die Preise für eure Produkte doch einfach transparent. Die Migros und der Coop schaffen das auch.
Zweitens ist es hilfreich, wenn man bei einem Anbieter gleich mehrere Konten eröffnen kann. Mehrere Konten zu haben ist sinnvoll, weil man so das Guthaben gestaffelt beziehen darf, wodurch man Steuern spart.
Ein Beispiel für die Stadt Zürich. Wer in der Säule 3a eine Million angespart hat und dieses Geld in einem einzigen Jahr bezieht, wird knapp 90’000 Franken Kantons- und Gemeindesteuern zahlen. Dazu kommen noch etwa 23’000 Franken Bundessteuern.
Wer hingegen den Bezug dank fünf Konten gleichmässig auf fünf Jahre verteilen darf, zahlt nur etwa die Hälfte. Ca. 43’000 Franken auf kantonaler Ebene und 13’000 Franken beim Bund. Mal kurz mehr als 50’000 Franken Steuern gespart.
Wie viel und ob man tatsächlich spart, hängt natürlich davon ab, wo man wohnt und wie viel Vermögen man angespart hat. Wen es wundernimmt: Die meisten Kantone bieten Online-Steuerrechner an. Den Rechner für Kapitalleistungen aus Vorsorge auswählen und dort die eigenen Werte eingeben und schauen wie gross die Steuerersparnis ist, wenn man alles in einem Jahr bezieht oder jeweils einen Fünftel in fünf Jahren.
Die besten Anbieter
Basierend auf diesen Kriterien habe ich etwas à la Stiftung Warentest oder Kassensturz eine Bewertungsskala entwickelt, um die Anbieter objektiv zu vergleichen.
Insgesamt konnte ein Anbieter 100 Punkte holen. 60 Punkte beim Kriterium Gebühren und jeweils 20 Punkte bei den Kriterien Strategieangebot und Kundenfreundlichkeit. Die Punktzahl habe ich dann in eine Sternebewertung umgewandelt (0 bis 5 Sterne). Mit mindestens 80 Punkten erreichte man die vollen 5 Sterne.
Im Vergleich habe ich die folgenden Anbieter untersucht: Descartes, finpension, frankly, inyova, Kaspar&, relevate, Selma Finance, Swissquote 3a easy, True Wealth, VIAC, volt by Vontobel, Yapeal und Yuh.
Die Resultate gibt’s im Video hier oder ausführlich auf meiner Website:
Mit 5 von 5 Sternen haben die folgenden drei Anbieter am besten abgeschnitten.
- True Wealth. Bei True Wealth überzeugen die tiefen Gebühren. Nur 0,13% pro Jahr sind für eine globale Strategie fällig. Ebenso hilfreich: Die fünf Einzelkonten für den Steuervorteil beim Bezug der 3a-Gelder werden automatisch erstellt.
- VIAC. Auch VIAC ist sehr günstig mit Kosten von 0,4% pro Jahr. Neben vorgefertigten Strategien kann man bei VIAC auch eigene, individuelle Strategien erstellen. Bonus: Man erhält kostenlos eine Todesfall- und Invaliditätsversicherung.
- Finpension. Finpension ist mit Gesamtkosten von 0,4-0,41% pro Jahr ebenfalls sehr günstig. Mit den Standardstrategien und der Möglichkeit, individuelle Strategien zu erstellen, hat man eine hohe Flexibilität.
Die weiteren Plätze sind auf meiner Website oder im Video oben ersichtlich.
Und wer zurzeit seine 3. Säule bei einem Anbieter hat, den ich in meinem Vergleich nicht untersucht habe, kann anhand meiner Kriterien ja nun selbst beurteilen, ob der Anbieter konkurrenzfähig ist. 😉
Gutes Investieren,
Patrick