Wie man richtig für die eigenen Kinder vorsorgt

Das Jugendsparkonto gehört zur Schweiz wie Käse, Schoggi und Uhren. Doch mittlerweile gibt es eine deutlich bessere Alternative.

Der Artikel ist ursprünglich auf The Market (NZZ) erschienen.

Zu Weihnachten, zum Geburtstag oder zu anderen Anlässen bekam ich von Grosseltern, Götti, Gotte und Co. jeweils eine 20er-Note. Das Geld zahlten meine Eltern auf ein Jugendsparkonto ein. Bis ich volljährig wurde, kamen so einige Tausend Franken zusammen. Vermutlich bin ich damit nicht allein. Viele haben wohl mit 18 Jahren ein solches Sparkonto bekommen. Im Prinzip ist das eine gute Sache, aber eigentlich könnte es heute viel besser sein – und zwar dank Investieren.

Kinder können das Aktienrisiko problemlos tragen

Kinder sind prädestiniert, um in Aktien zu investieren. Sie haben einen langen Anlagehorizont, zumindest dann, wenn sie das Geld mit 18 Jahren nicht gleich verprassen oder wie ich an der Börse verlieren. Damit können sie das höhere Risiko des Aktienmarkts problemlos tragen.

Ein Neugeborenes hat noch 65 Jahren vor sich, bis es in Rente gehen wird. So bleiben auch 65 Jahre, um Geld anzusparen. Weil der Anlagehorizont so lang ist, können Kinder vom Zinseszins maximal profitieren. Wem die Eltern monatlich 100 Fr. in ein Aktienportfolio einzahlen, der oder die wird bei einer unterstellten realen Rendite von 6% pro Jahr mit 18 Jahren knapp 40’000 Fr. erhalten.

Wer diese monatliche Investition von 100 Fr. anschliessend als Volljähriger weiterführt, hat im Alter von 65 Jahren rund 900’000 Fr. angespart. Umgerechnet entspricht das einer monatlichen Rente von rund 3500 Fr. – noch ohne AHV und den Auszahlungen aus der beruflichen Vorsorge. Mit 100 Fr. im Monat kann man also viel erreichen – zumindest dann, wenn man bereits ab der Geburt beginnt.

Wer erst mit 30 Jahren beginnt, privat vorzusorgen, hat im Vergleich zu einem Neugeborenen nur etwa halb so viel Zeit, um für die eigene Rente zu sparen. Oder anders ausgedrückt: Um mit 65 Jahren das gleiche Vermögen zu erreichen, müsste sie monatlich rund 650 Fr. investieren – also mehr als das Sechsfache. Das zeigt eindrücklich, wie stark der Zinseszinseffekt bei Investitionen in so jungen Jahren wirkt.

 

Investieren für Kinder in der Praxis

Günstig und einfach umsetzen lässt sich das mittlerweile mit verschiedenen Anbietern. So bieten beispielsweise Findependent, True Wealth oder Finpension ein Kinderportfolio an, in das Eltern, Paten oder Grosseltern periodisch Geld in breit diversifizierte Aktien-ETF investieren können. Mit der Volljährigkeit wird das Portfolio an das nun erwachsene Kind übertragen, das das Geld im Idealfall weiter anlegt.

Investiert die Verwandtschaft ab Geburt beispielsweise 200 Fr. pro Monat – etwa die Höhe der Kinderzulagen, wird daraus ein Geschenk im Wert von 80’000-Fr. für den 18-Jährigen. Zumindest entspricht dies dem Schnitt der vergangenen Jahrzehnte. Denn einen Haken hat das Investieren in Aktien natürlich: Die Renditen sind unsicher. In der oberen Grafik links habe ich deshalb inflationsbereinigt dargestellt, wie sich die Vermögensentwicklung in der Vergangenheit nach Geburtsjahrgängen unterschieden hat.

Die 1944 Geborenen hätten im Alter von 18 Jahren fast 200’000 Fr. erhalten. Die 1957 Geborenen hätten dagegen Pech gehabt und nur etwas mehr als 30’000 Fr. sparen können. Im Durchschnitt beträgt die Ersparnis eines 18-Jährigen rund 80’000 Fr.

Fast alle Kinder – egal welchen Jahrgangs – wären übrigens mit Aktien besser gefahren als mit einem Sparkonto. Historisch gesehen hat der Sparzins gerade einmal die Inflation ausgeglichen, die reale Rendite lag also bei 0%. 200 Fr. pro Monat auf dem Sparkonto ergeben im Alter von 18 Jahren etwas mehr als 40’000 Fr.

Auch die wenigen Jahrgänge, die mit Aktien kein Glück hatten, konnten profitieren, wenn sie das Geld bei Erreichen der Volljährigkeit nicht ausgegeben, sondern das ETF-Portfolio behalten hätten. Die rechte Grafik zeigt die Entwicklung einer Anfangsinvestition von 80’000 Fr. im Alter von 18 Jahren ohne weitere Einzahlungen. Im schlechtesten Fall sind daraus bis zum 65. Geburtstag rund 350’000 Fr. geworden, im besten Fall fast 3 Mio. Fr. Im Durchschnitt hat sich der Betrag verzehnfacht.

Achtung: Das ist alles Vergangenheit – die zukünftigen Renditen kennen wir nicht. Aber: Früh investieren lohnt sich auf jeden Fall.

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
2 Comments
Oldest
Newest Most Voted
Inline Feedbacks
View all comments
Dario
Dario
25 Tage zuvor

Dieser Bericht sollte zur Pflichtlektüre für alle Eltern werden. Ich würde mich über einen Vergleich zwischen den drei erwähnten Kinderportfolio-Lösungen von Findependent, True Wealth und Finpension für die Wahl des besten Kinderportfolios freuen.