So erstellst du deine eigene Anlagestrategie
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Mein eigenes Portfolio hat aktuell einen Cash-Anteil von rund 12 Prozent – das heisst, etwa ein Achtel liegt als Guthaben auf meinem Bankkonto. Der ganze Rest ist investiert – vor allem in Aktien.
Das ist meine persönliche Anlagestrategie. Diese einfach zu kopieren, ist aber nicht sehr sinnvoll. Jeder Anleger hat ein eigenes Ziel und eine eigene Risikotoleranz. Beides zusammen bestimmt den Portfolio-Mix.
Im heutigen Newsletter schauen wir uns an, wie dein Portfolio idealerweise aussehen sollte. In der nächsten Ausgabe geht es dann um die konkrete Umsetzung der heute bestimmten Anlagestrategie.
Wer Ersparnisse hat, auf die er einige Jahre verzichten kann, sollte aus steuerlichen Gründen zuerst die Säule 3a füllen. Anschliessend bietet sich wie im letzten Newsletter besprochen ein Sparplan an – und nicht das Sparkonto. (Die besten Sparplan-Anbieter findest du hier.)
Doch welche Produkte soll ich nun kaufen? Wie hoch soll der Aktienanteil sein? Und was ist mit Obligationen, Rohstoffen oder Immobilien?
Obwohl viele Anbieter die hierzu nötigen Infos mittlerweile sehr übersichtlich darstellen und Hilfestellungen bieten, verbleibt bei vielen Anlegern eine gewisse Rest-Unsicherheit. Verständlich. Es geht meistens auch um viel Geld – und dann erst noch um das eigene.
Wie also soll ich mein Portfolio zusammenstellen?
Für die eigene Portfolio-Allokation sind drei Dinge entscheidend. Das Anlageziel, die Risikofähigkeit und die Risikobereitschaft.
Das Anlageziel
Weshalb möchtest du investieren? Ist es beispielsweise das Eigenheim in 15 Jahren oder ist es die Rente in 35 Jahren?
Das eigentliche Ziel ist gar nicht so entscheidend, wichtiger ist der Anlagehorizont (also wie viele Jahre man das Geld anlegen möchte). Denn dieser bestimmt zu einem grossen Teil, in welche Anlageklassen man investieren sollte.
Zu den klassischen Anlageklassen zählen Aktien, Obligationen und Cash (Bargeld & Geld auf dem Bankkonto). Mittlerweile wird oft aber auch in Immobilien, Rohstoffe, Private Equity, Infrastruktur oder Kryptowährungen investiert.
Es wird also schnell kompliziert. Glücklicherweise sind für den Otto Normalinvestor eigentlich nur Aktien und Obligationen respektive gerade im Tiefzinsumfeld flüssige Mittel entscheidend. Der Rest ist nice-to-have, aber nicht zwingend notwendig.
Die Aktienquote
Der erste Entscheid, den du treffen solltest, ist die Höhe des Aktienanteils. Aktien sind am riskantesten, werfen aber langfristig auch die höchste Rendite ab und sind deswegen für den Vermögenszuwachs entscheidend.
Die Aktienquote orientiert sich stark am Anlagehorizont. Ich habe hierzu die wissenschaftliche Literatur und Anwendungen in der Praxis angeschaut – meistens ist dort das Anlageziel die Rente (der Pensionierungszeitpunkt). Die Resultate habe ich in der unteren Grafik zusammengefasst. Sie zeigt die optimale Aktienquote in rot für Anlagehorizonte von 0 bis 45 Jahren.
Was sofort auffällt: Je länger der Anlagehorizont, desto höher die Aktienquote.
Wer beispielsweise 15 Jahre lang investieren möchte, sollte etwa 70 Prozent in Aktien investieren. Der Rest wird in Obligationen investiert und in Cash auf dem Bankkonto gehalten.
Wer hingegen das investierte Geld erst in 40 Jahren wieder benötigt, kann einen Aktienanteil von etwa 90 Prozent wählen.
Aber Achtung: Anlegen ist keine exakte Wissenschaft.
Ein Anlagehorizont von 40 Jahren bedeutet nicht, dass jeder Anleger genau 90 Prozent Aktien halten sollte. Die transparente Farbe um die durchgezogenen Linien soll diese Unsicherheit darstellen. Die effektiv sinnvolle Aktienquote kann also durchaus 20 Prozentpunkte oder mehr davon abweichen.
Was bestimmt also sonst noch den Aktienanteil?

Risikofähigkeit und Risikobereitschaft
Jede Person reagiert anders auf Verluste. Während einige selbst mit Verlusten von 80 Prozent kein Problem haben, liegen andere bei einem Minus von nur 20 Prozent nachts wach im Bett.
Man spricht hierbei von der Risikobereitschaft. Anleger, die emotional besser mit Verlusten umgehen können, dürfen eine höhere Aktienquote wählen. Wer dies nicht kann, sollte Anlageklassen wählen, die weniger stark schwanken (z. B. Obligationen).
Das Wichtigste beim Anlegen ist, dass man die eigene Anlagestrategie bis zum Erreichen des Anlagezieles durchzieht – auch dann, wenn die Märkte zwischendurch ins Minus fallen. Für einige bedeutet dies, dass sie eine tiefere Aktienquote als oben in der Grafik dargestellt wählen müssen. Die Konsequenz ist eine tiefere jährliche Rendite. Allerdings lohnt sich dieser Entscheid, wenn man die Anlagestrategie so dafür durchziehen kann und nicht auf halbem Weg mit Verlust alles verkauft.
Neben der Risikobereitschaft ist auch die Risikofähigkeit wichtig. Je weniger ein Anleger auf das investierte Kapital angewiesen ist, um seinen Verpflichtungen nachzukommen, desto risikofähiger ist er. Ein wichtiges Element der Risikofähigkeit ist der Anlagehorizont, den wir vorher bereits besprochen haben. Langer Anlagehorizont bedeutet hohe Risikofähigkeit.
Ein andere Frage, die man sich stellen kann: Müsstest du deine Aktien verkaufen, hättest du ab morgen nur noch 80 Prozent deines jetzigen Lohnes? Falls ja, solltest du eine tiefere Aktienquote und einen höheren Cash-Anteil wählen.
Wie viel du den Aktienanteil erhöhen oder reduzieren solltest, ist wiederum individuell. Mehr dazu im Video unten.
Grundsätzlich würde ich als Startpunkt die Grafik oben nehmen und dann anhand der Risikofähigkeit und der Risikobereitschaft die Aktienquote um 10 bis 20 Prozentpunkte nach oben oder unten anpassen. Eine zusätzliche Hilfestellung bieten auch die Fragebogen, die man mittlerweile bei den meisten Anbietern von Robo Advisor, Sparplänen und Säule 3a bei der Anmeldung ausfüllen muss. Einen frei zugänglichen Fragebogen gibt es zum Beispiel hier von der UBS.
Tendenziell, finde ich, empfehlen diese Fragebogen eine eher zu vorsichtige Strategie, allerdings geben sie dir einen weiteren Anhaltspunkt und testen mit den Fragen deine Risikofähigkeit & Risikobereitschaft.
Fazit
Den eigenen Portfolio-Mix kannst du also wie folgt ungefähr bestimmen:
- Das Anlageziel und den Anlagehorizont bestimmen. Daraus lässt sich ein ungefährer Aktienanteil ableiten.
- Die Risikobereitschaft und -fähigkeit anhand einer Selbstevaluation und eines Fragebogens abschätzen und anhand dessen den Aktienanteil aus 1. nach oben oder unten anpassen.
- Den Rest in Obligationen und/oder Cash investieren.
Für eine wirklich zugeschnittene Anlagestrategie sollte man aber natürlich einen Vermögensverwalter kontaktieren.
Gutes Investieren,
Patrick
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