Wann, wie oft und über welchen Zeitraum investieren?

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Wann soll ich investieren? Jetzt, erst Anfang Jahr oder nach dem nächsten Crash?

Wie oft soll ich investieren? Monatlich oder einmal im Jahr?

Ich habe eine Erbschaft erhalten. Sollte ich alles auf einmal investieren oder über mehrere Jahre verteilt?

Es sind die Klassiker unter den Börsenfragen.

Zeit, diese zu beantworten.

Wann soll ich investieren?

Nachdem ich in den letzten Monaten mehr darauf eingegangen bin, wie man ganz grundsätzlich investiert und eine eigene Anlagestrategie bestimmt, gibt es ganz viel kleine Fragen, die sich dann in der praktischen Umsetzung ergeben.

Beginnen wir gleich mit Frage Nummer 1: Wann sollte man investieren?

Die Ausgangslage: Man hat Ersparnisse und möchte investieren.

Das Problem: Wann ist der richtige Zeitpunkt zum Investieren? Ende Jahr? Jeweils Anfang Monat? Nach dem nächsten Kursrückgang?

Die Antwort: Es ist eigentlich einfach: Niemand weiss, wie sich die Märkte morgen entwickeln, entsprechend ist es nicht sinnvoll, zu überlegen, wann man investieren sollte. Man sollte schlicht dann investieren, wenn man Geld übrig hat, auf das man nicht angewiesen ist in der nächsten Zeit.

Ein Problem, das hier reinspielt, ist, dass viele angebliche Experten – oft auch prominent in den Tageszeitungen – uns weismachen wollen, dass sie wissen, wann der richtige Zeitpunkt ist. Mit einer schönen Story „Aufgrund der sinkenden Auftragseingänge gepaart mit einem möglichen amerikanisch-chinesischen Handelskrieg empfehlen wir mit dem Kauf von Aktien zuzuwarten.“ klingt das dann irgendwie auch noch ganz plausibel.

Doch zahlreiche Studien zeigen, dass wir Aktienkurse schlicht nicht vorhersagen können. Die meisten verwechseln hier schlicht Können mit Glück. Siehe hierzu auch meinen NZZ-Artikel vom Mai. Nur weil ich beim Würfeln zweimal nacheinander die Zahl richtig geraten habe, würde mich nun auch niemand danach fragen, was ich denke, was beim dritten Wurf kommt und entsprechend Geld darauf setzen.

Oder auch anders gesagt: Gäbe es Personen, die Aktienkurse vorhersagen könnten, dann wären diese nun unendlich reich und würden kaum mehr den Job ausüben, den sie jetzt ausüben.

Insofern sollte man nicht überlegen, wann der beste Zeitpunkt zum Investieren ist. Weil man die Zukunft nicht kennt, ist der beste Zeitpunkt jetzt.

Soll man alles auf einmal investieren?

Die Ausgangslage: Man hat vielleicht 50’000 Franken auf dem Sparkonto angespart oder einen grösseren Betrag geerbt und beschliesst nun zu investieren.

Das Problem: Die 50’000 Franken auf einmal investieren oder vielleicht verteilt über 5 Jahre jeweils 10’000 Franken pro Jahr?

Die Antwort: Rein rational ist die Antwort sehr einfach: Alles auf einmal. Der Grund ist ein ganz logischer. Weil niemand weiss, ob die Börse morgen steigt oder fällt, ist sofortiges Investieren der bessere Entscheid. Im Schnitt steigen Aktien um etwa 0,02% pro Tag – jeder Tag, den man also wartet, kostet etwas Rendite. Bezogen auf das 50’000-Franken-Beispiel sind die Kosten etwa 10 Franken pro Tag.

Praktisch ist die Antwort etwas komplizierter – weil schnell Emotionen reinspielen. Nehmen wir an, wir kaufen nun Aktien für 50’000 Franken und über die nächsten 12 Monate fällt der Aktienmarkt 50%. Wir werden uns Vorwürfe machen, nicht gestaffelt investiert zu haben und verkaufen im schlimmsten Fall emotional unsere Aktien aus Angst vor weiteren Verlusten.

Investieren wir hingegen gestaffelt, können wir nach dem Kurssturz im ersten Jahr die restliche Erbschaft zu günstigeren Preisen anlegen. Investieren wir gestaffelt und steigt der Aktienmarkt in den ersten 12 Monaten stattdessen um 50%, dann verpassen wir natürlich etwas Rendite im Vergleich zur Einmalanlage. Aber emotional ist dieser verpasste Gewinn weniger schlimm, als der mögliche grosse Verlust im Falle eines fallenden Aktienmarktes.

Auch wenn es im Schnitt etwas Rendite kostet, fühlt sich für viele das gestaffelte Investieren deswegen angenehmer an.

Wahnsinnig viel Rendite kostet es übrigens nicht. Wer über 5 Jahre gestaffelt investiert, hat historisch nach 10 Jahren etwa 10 Prozent Rendite verpasst. Wem es also wohler ist, gestaffelt zu investieren, kann dies durchaus tun. Denn am wichtigsten beim Investieren ist es, dass man die Anlagestrategie langfristig durchzieht.

Soll ich monatlich oder jährlich investieren

Die Ausgangslage: Man möchten einen Sparplan aufsetzen und insgesamt 6’000 Franken pro Jahr investieren.

Das Problem: Welches Investitionsintervall soll man wählen? Sollte man die Investitionen monatlich machen oder ist ein wöchentlicher oder jährlicher Sparplan besser?

Die Antwort: Es ist ähnlich wie zuvor. Es ist im Durchschnitt sowohl theoretisch als auch historisch am besten, Geld sofort zu investieren, wenn man dieses nicht braucht. Die allermeisten Menschen werden monatlich Lohn erhalten – es bietet sich deswegen an, einen monatlichen Sparplan einzurichten. Idealerweise richtet man einen Dauerauftrag jeweils am Tag nach dem Lohneingang ein, damit das Geld auch wirklich investiert wird.

Wer sich nicht sicher ist, welche Ausgaben in den nächsten Monaten noch anfallen, kann auch nur einmal im Jahr investieren. Der Renditeverlust ist relativ klein. Ich habe hierzu im Februar in der NZZ ein entsprechendes Beispiel gemacht.

Grundsätzlich gilt: Investieren ist wichtig. Ob man dies nun monatlich oder nur einmal im Jahr macht, ist nicht so entscheidend.

Das kurz und knapp die drei Antworten zu den drei Fragen.

Wer andere, ähnliche Fragen hat, stellt diese doch bitte auf meiner Website als Kommentar zu diesem Newsletter, dann können alle profitieren und ich kann sie in einer kommenden Newsletter-Ausgabe behandeln.

Gutes Investieren,

Patrick

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