Warum ein Portfolio ohne Aktien riskanter ist als gedacht
Wer sein Geld ausschliesslich in vermeintlich sichere Obligationen investiert, geht ein höheres Risiko ein als nötig. Eine Analyse der letzten hundert Jahre zeigt: Die Beimischung von Aktien macht ein Portfolio nicht nur rentabler, sondern auch stabiler.
Der Artikel ist ursprünglich auf The Market (NZZ) erschienen.
Aktien gelten als riskant, Obligationen als sicher. Entsprechend lautet eine Grundregel der Geldanlage: Je risikoscheuer der Anleger, desto höher sollte der Obligationenanteil sein. Doch diese Regel hat ihre Grenzen.
Wer nur in Obligationen investiert und Aktien gänzlich meidet, erreicht das Gegenteil: Die Diversifikation ist tiefer, das Risiko höher. Wer also trotz hohem Sicherheitsbedürfnis noch in Aktien investiert, der kann die Schwankungen seines Portfolios reduzieren.
Was auf den ersten Blick widersprüchlich klingt, hat einen einfachen Grund: Aktien und Obligationen bewegen sich nicht parallel zueinander. Oft rentieren Obligationen genau in jenen Jahren, in denen Aktien schlecht laufen, und umgekehrt.
40% Aktien schlägt 0% Aktien in Punkto Sicherheit und Rendite
Was etwas theoretisch klingt, lässt sich anhand Daten der letzten 100 Jahre an der Schweizer Börse sehr schön illustrieren. In der Grafik unten habe ich Portfolios mit unterschiedlichen Aktien- und Obligationenanteilen gebildet und jeweils die annualisierten 10-Jahresrenditen abgebildet. Wir sehen bezüglich Durchschnittsrendite die erwartete Beziehung: Je höher der Aktienanteil des Portfolios, desto höher ist sie (grosse, rote Punkte).
Einen anderen Verlauf zeichnen die Punkte mit negativer Rendite. Eine Aktienquote von 100% führt zu häufigen und hohen negativen Renditen. Mit abnehmendem Aktienanteil nehmen diese Ausschläge nach unten in ihrer Häufigkeit und Stärke zunächst ab. Doch nur bis zu einem gewissen Punkt. Das Portfolio 40/60 bestehend aus 40% Aktien und 60% Obligationen verzeichnet nur rund eine Handvoll negativer 10-Jahresrenditen. Das reine Obligationenportfolio hingegen ist deutlich häufiger im Minus.
Ein reines Obligationenportfolio ist aus dieser Perspektive also gleich aus drei Gründen nicht sinnvoll. Erstens vergab man im Vergleich zum 40/60-Portfolio rund 2 Prozentpunkte Rendite pro Jahr. Zweitens verzeichnete man häufiger eine negative Rendite und drittens war das Minus in der schlechtesten 10-Jahresperiode gleich hoch.
In den letzten 100 Jahren ist an der Schweizer Börse also genau das passiert, was ich oben beschrieben habe. In Jahren, in denen Obligationen leicht negative abschlossen, konnten die Aktieninvestitionen mit einer positiven Rendite dieses Minus wettmachen.

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