Wie findet man die besten ETFs?

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Man sitzt vor einer unendlich langen Liste an unterschiedlichen ETFs. Die fast unmögliche Aufgabe: Einen ETF auswählen.

Dasselbe im Alltag: Man steht vor dem Käseregal in der Migros. Immerhin ist dort immer ein Käse Aktion, was die Auswahl etwas erleichtert.

Doch wie entscheidet man sich bei ETFs?

Weil ich immer wieder Fragen dazu erhalte, möchte ich meine Kriterien ausführlich erläutern, damit ihr künftig selber entscheiden könnt, ob der ETF gut oder schlecht ist.

Hinweis: Bei mir ist Sommerpause – im Oktober geht es dann weiter, u.a. mit How to Pensionskassenausweis, Weshalb steigen eigentlich Aktien? und alles zu Dividendenportfolios. Vielen Dank für das bisherige Lesen und Teilen meines Newsletters!

Börsengehandelte Fonds (ETFs), die passiv einen Index abbilden, sind mittlerweile fester Bestandteil in vielen Portfolios von Privatanlegern. Waren früher aktiv gemanagte Fonds gefragt, treten diese immer stärker in den Hintergrund. Zu recht: ETFs sind günstiger und werfen vor Gebühren etwa die gleich hohe Rendite ab.

Für den normalen Privatanleger gibt es entsprechend eigentlich keinen Grund teure Eigenprodukte von Banken und Co. zu kaufen – auch wenn deren Marketingabteilung meist eine gute Story bereithält, weshalb ihr Fonds eben doch besser sei als ein hundsgewöhnerlicher ETF.

ETFs haben den grossen Vorteil, dass man gleichzeitig in Hunderte, teilweise Tausende verschiedene Firmen investieren kann. Geht mal eine Firma Konkurs, ist das in der Performance des eigenen Portfolios kaum bemerkbar.

Doch nicht jeder ETF ist automatisch gut, nur weil ETF draufsteht. Weil es mittlerweile Tausende verschiedene ETFs gibt, habe ich einige Kriterien zusammengestellt, wie man die besten Fonds identifizieren kann.

Die Wahl des Indexes

Bevor man mit der ETF-Auswahl beginnt, sollte man sich überlegen, in welchen Index man investieren möchte. Als Schweizer Anleger bieten sich natürlich die Schweizer Aktienindizes SMI und SPI an oder aber ein weltweiter Aktienindex wie der MSCI ACWI oder der FTSE All-World.

Statt direkt den Index zu wählen, kann es auch sinnvoll sein, die Region zu bestimmen (z. B. Europa), das Thema (z. B. Innovation) oder auch ganz einfach die Anlageklasse, wenn es nicht Aktien sein sollen (z. B. Immobilien oder Rohstoffe).

Webseiten wie justetf.com schränken so dann die Anzahl verfügbarer ETF von etlichen Hundert auf meist wenige Dutzend ein.

Meine Kriterien

Ist dies geschafft, sind dies meine Kriterien, wie ich aus diesem Dutzend den besten ETF auswähle. Wichtig: die Kriterien sagen dir nicht, ob ETF XY im nächsten Jahr steigen oder fallen wird (die Zukunft vorhersagen kann keiner), sondern ob der Anbieter des ETF einen konkurrenzfähigen Fonds zusammengestellt hat.

Die Gebühren

Erstens schaue ich auf die jährlichen Gebühren. Weil sich zwei verschiedene ETFs auf denselben Index inhaltlich grundsätzlich kaum (wenn überhaupt) unterscheiden, ist es sinnvoll den günstigeren zu wählen. Für die meisten Aktienindizes gibt es mittlerweile ETFs, die maximal 0,3% im Jahr kosten. Je nach Anlageklasse oder Niche können die Kosten aber auch etwas höher sein (z. B. bei Immobilien).

Die Replikationsmethode

Zweitens ist mir wichtig, dass der ETF physisch repliziert. Physische Replikation heisst, dass die Aktien bei einem Aktien-ETF effektiv auch gekauft werden. Quasi das Gegenteil ist die synthetische Replikation. Hierbei werden die Bewegungen des Indexes mit derivativen Finanzprodukten (Swaps) nachgebildet. Achtung: Bei Rohstoff-ETFs ist die synthetische Replikation üblich (es wäre etwas mühsam, mehrere Tonnen Weizen oder Mais irgendwo zu lagern. ;))

Das Fonds-Domizil

Drittens ist das Domizil des ETFs aus Steuergründen wichtig. Man erkennt dieses anhand der ersten zwei Buchstaben der ISIN-Nummer. Beispielsweise verrät die ISIN CH0237935652, dass der ETF in der Schweiz (CH) domiziliert ist. Für Schweizer Aktien sollte man Fonds mit Domizil Schweiz kaufen. Der wichtigste Grund: Die Verrechnungssteuer in der Höhe von 35% auf Dividenden kann von Schweizer Fonds vollständig zurückgefordert werden.

Für US-Aktien sind aus demselben Grund amerikanische ETFs ideal. Allerdings wird beim Tod die US-Erbschaftssteuer fällig (wobei die Freigrenze relativ hoch ist). Zudem sind US-ETFs in der Schweiz aus EU-regulatorischen Gründen meist nicht oder nur sehr schwierig auffindbar. Als Alternative für amerikanische Aktien-ETFs bietet sich das Domizil Irland (IE) an. Dank einem Abkommen mit den USA werden irische Fonds nur mit einer Quellensteuer in der Höhe von 15 statt 30 Prozent belastet. Für sonstige Märkte sind Fonds mit Domizil Irland oder Luxemburg für Schweizer Investoren geeignet.

Fondsvolumen & -alter

Nicht das zentralste Kriterium, aber im Idealfall hat der ETF ein Fondsvolumen von mindestens 100 Millionen Franken und ist am Markt etabliert, das heisst, ist schon mehrere Jahre alt.

Die Ertragsverwendung und die Währungsabsicherung

Weitere wichtige individuelle Kriterien sind die Ertragsverwendung und die Absicherung des Währungsrisikos. Wer langfristig spart, sollte (sofern vorhanden) einen thesaurierenden (auf Englisch: accumulating) ETF verwenden. Die Ausschüttungen werden so automatisch wieder reinvestiert (Achtung: Steuern müsst ihr auf die Ausschüttungen dennoch bezahlen.). Wer auf den periodischen Ertrag der Ausschüttungen angewiesen ist, kann stattdessen einen ausschüttenden (distributing) ETF wählen, der, wie der Name schon sagt, die Erträge dem Investoren auszahlt.

Währungsgesicherte ETFs werden mit dem Zusatz «hedged» versehen. Wissenschaftlich ist eine Absicherung des Währungsrisikos bei Obligationen-ETFs sinnvoll. Bei Aktien ist die Forschungslage nicht eindeutig. Sowohl eine (Teil-)Absicherung als auch ein Verzicht darauf ist in Ordnung. Wer einen kürzeren Anlagehorizont hat, sollte tendenziell das Währungsrisiko stärker absichern.

Die obigen Infos zu einzelnen ETFs findet man übrigens via Eingabe der ISIN z. B. auf justetf.com.

Die besten ETFs für Schweizer Anleger

Basierend auf diesen Kriterien habe ich eine Auswahl von ETFs erstellt. Die Liste ist nicht abschliessend, es ist also durchaus möglich, dass weitere ETFs gut sind und obige Kriterien erfüllen. Zudem gibt es zahlreiche länderspezifische ETFs, die je nach Präferenz für den Anleger ebenfalls in Frage kommen können.

Ich habe mich hauptsächlich auf die wichtigsten Anlageklassen und Länder fokussiert. Neben Aktien und Obligationen umfasst die Liste auch ETFs für Gold, Rohstoffe und Immobilien. Zudem habe ich auf mehrfachen Wunsch ein Private-Equity-Produkt aufgenommen. Es ist in der Schweiz bislang einmalig und es ermöglicht dem Privatanleger, bereits mit kleinen Beträgen in die 20 grössten privaten Unternehmen wie SpaceX, Revolut oder OpenAI zu investieren. Allerdings ist es kein ETF, sondern ein Zertifikat und beinhaltet somit ein Gegenparteirisiko.

Die Liste gibt es auch als Video:

Aktien

Beginnen wir mit Aktien. Für viele reicht vermutlich ein einziger Welt-Aktien-ETF. Gut finde ich hier die folgenden Produkte:

  • Vanguard FTSE All-World (IE00B3RBWM25)
  • Invesco FTSE All-World (IE000716YHJ7)
  • iShares MSCI ACWI (IE00B6R52259)
  • SPDR MSCI ACWI (IE00B44Z5B48)
  • SPDR MSCI ACWI IMI (IE00B3YLTY66)
  • Amundi Prime All Country World (IE0009HF1MK9)

Bei den wichtigsten Welt-Indizes ist der Anteil amerikanischer Aktien mit rund 60% sehr hoch. Wer weniger US-lastig investieren möchte, kann z. B. via Emerging Markets oder Europa-ETFs geografisch breiter diversifizieren und die entsprechenden ETFs dem eigenen Portfolio nach Präferenz beifügen. Selbstverständlich lässt sich auch die Schweiz übergewichten mit den beiden sehr günstigen ETFs von iShares und UBS.

Industrieländer:

  • Vanguard FTSE Developed Markets (IE00BKX55T58)
  • iShares Core MSCI World (IE00B4L5Y983)
  • Xtrackers MSCI World (IE00BJ0KDQ92)

Schwellenländer:

  • iShares MSCI EM (IE00B4L5YC18)
  • Amundi MSCI Emerging Markets (LU1437017350)
  • Xtrackers MSCI Emerging Markets (IE00BTJRMP35)
  • HSBC MSCI Emerging Markets (IE00B5SSQT16)
  • iShares Core MSCI Emerging Markets IMI (IE00BKM4GZ66)
  • Vanguard FTSE Emerging Markets (IE00BK5BR733)

Europa:

  • Xtrackers MSCI Europe (LU0274209237)
  • iShares Core MSCI Europe (IE00B4K48X80)

USA:

  • SPDR S&P 500 (IE00B6YX5C33)
  • Vanguard S&P 500 (IE00B3XXRP09)
  • iShares Core S&P 500 (IE00B5BMR087)

Schweiz:

  • iShares Core SPI (CH0237935652)
  • UBS ETF SPI (CH0131872431)

Obligationen

Ein reines Aktienportfolio ist nicht immer empfehlenswert. Gerade bei kürzeren Anlagehorizonten ist es sinnvoll, das Portfolio mit Anleihen zu ergänzen, weil so die Schwankungen des Portfolios reduziert werden können. Bei Anleihen ist es sinnvoll, das Fremdwährungsrisiko abzusichern und einen entsprechenden ETF zu kaufen. Hier bieten sich z. B. die iShares Global Aggregate Bond ETFs an, die in Staatsanleihen und Unternehmensanleihen investieren.

Schweiz:

  • iShares Swiss Domestic Government Bond 3-7 (CH) (CH0016999846)
  • iShares Swiss Domestic Government Bond 7-15 (CH) (CH0016999861)
  • iShares Swiss Domestic Government Bond 1-3 (CH) (CH0102530786)
  • iShares Core CHF Corporate Bond (CH) (CH0226976816)

Welt:

  • iShares Global Aggregate Bond (IE00BD1JRY91)
  • SPDR Bloomberg Global Aggregate Bond (IE00BF1QPK61)

Immobilien

Investitionen in weltweite Immobilien lassen sich mit dem ETF von HSBC erreichen. Dieser investiert in die grössten börsenkotierten Immobilienunternehmen. Der UBS-ETF für Schweizer Immobilien ist zwar etwas teurer, dafür investiert er aber relativ direkt in Immobilien und nicht „nur“ in börsenkotierte Immobilienunternehmen.

  • UBS ETF SXI Real Estate Funds (CH0105994401)
  • HSBC FTSE EPRA NAREIT Developed (IE00B5L01S80)

Rohstoffe & Gold

Bei Rohstoffen können die zu Grunde liegenden Indizes stark voneinander abweichen. Der ETF in der Liste unten beispielsweise basiert auf dem CMCI, der im Vergleich mit dem Bloomberg Commodity Index einen deutlich höheren Anteil an Industriemetallen aufweist, dafür einen geringeren Anteil an Edelmetallen. Stichwort Edelmetalle: Weil Gold nicht nur ein Rohstoff ist, sondern auch weitere Funktionen (z. B. Wertaufbewahrungsmittel) aufweist, kann eine Ergänzung des Portfolios z. B. mit dem UBS-ETF sinnvoll sein.

  • UBS ETF Gold (CH0106027193)
  • UBS ETF CMCI Composite SF (IE00B53H0131)

Private Equity

Mit dem Stableton Unicorn Index AMC können normale Privatinvestoren erstmals in die grössten 20 privaten Unternehmen investieren. Dazu gehören momentan unter anderem SpaceX, Revolut oder OpenAI. Achtung: Es handelt sich dabei nicht um einen ETF, sondern um ein Zertifikat, welches entsprechend ein Gegenparteirisiko aufweist.

  • Stableton Unicorn Index AMC (CH1234846777)

Das war es vor der Sommerpause. Im Oktober geht es weiter mit vielen neuen Themen: Private Equity, Pensionskassenausweis oder weshalb Aktien überhaupt steigen.

Gutes Investieren,

Patrick

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