Aufpassen bei Dividendenaktien
Dividenden-Hype: Was viele übersehen
Dividendenaktien sind beliebt – verständlicherweise. Es fühlt sich gut an, regelmässig Geld auf dem Konto zu sehen, fast so wie ein 13. Monatslohn. Doch genau hier liegt das Problem: Dividenden sind kein Bonus, sondern ein Teil deiner Gesamtrendite.
Das Dividenden-Missverständnis
Stell dir vor: Du besitzt eine Aktie im Wert von 100 Franken. Das Unternehmen schüttet 2 Franken Dividende aus. Was passiert am Dividendentag?
- Du erhältst 2 Franken Dividende
- Der Aktienkurs sinkt um 2 Franken auf 98 Franken
Das Ergebnis: Ein Nullsummenspiel. Du gewinnst 2 Franken Dividende, verlierst aber 2 Franken in deinem Aktienportfolio. Du bist also genau gleich reich wie vor der Dividende. Zumindest vor Steuern. Denn der einzige Unterschied: Du musst die 2 Franken jetzt als Einkommen versteuern!
Ein konkretes Beispiel
Szenario 1: High-Dividend-Yield-ETF (4% Dividendenrendite)
- Dividende: 4%
- Grenzsteuersatz: 25%
- Steuerbelastung: 1% pro Jahr
- Verbleibende Rendite nach Steuern: 3%
Szenario 2: Normaler ETF (1% Dividendenrendite)
- Dividende: 1%
- Grenzsteuersatz: 25%
- Steuerbelastung: 0,25% pro Jahr
- Verbleibende Rendite nach Steuern: 0,75%
Die Differenz: 0,75% Renditeverlust pro Jahr – nur wegen der höheren Dividenden! Hast du also ein Aktienportfolio von 100’000 Franken, dann kostet dich der High-Dividend-Yield-ETF 750 Franken Rendite.
Der Effekt ist also riesig – und trotzdem scheint es uns irgendwie bei den Dividenden nicht so wirklich zu kümmern. Denn bei ETF-Gebühren sind wir viel pingeliger.
Bei ETF-Kosten:
- Wir vergleichen akribisch: 0,12% vs. 0,14% vs. 0,15%
- Wir optimieren auf die zweite Kommastelle
- Jeder Rappen zählt
Bei Dividendensteuern:
- „Dividenden sind cool!“
- „Ich freue mich über jede Ausschüttung!“
- 0,75% oder sogar 1% Steuerverlust? „Egal, ich bekomme ja Geld!“
Wir sparen vielleicht 0,02% bei den Gebühren und verlieren gleichzeitig 0,75% durch Dividendensteuern.
Für wen Dividendensteuern nicht so schlimm sind
Es gibt Ausnahmen. Wenn du:
- Student bist
- Teilzeit arbeitest
- Generell ein niedriges Einkommen hast
…dann ist dein Grenzsteuersatz vermutlich viel niedriger als oben im Beispiel (vielleicht zahlst du sogar gar keine Einkommenssteuern). Die Dividendensteuern fallen dann kaum ins Gewicht.
Was sagt die Wissenschaft?
Jetzt zum Schluss noch die gute Nachricht für Dividendenfans: Das Dividendensteuernproblem ist nicht so gross, wie im Beispiel oben dargestellt. Wissenschaftliche Studien zeigen: Dividendenaktien haben tendenziell höhere Renditen vor Steuern.
Das heisst:
- Dividendenaktien → höhere Rendite vor Steuern
- Nach Abzug der Steuern → etwa gleiche Rendite (vielleicht ein klein wenig tiefer) wie normale Aktien
Der Markt antizipiert die Steuerlast und gleicht sie durch höhere Vor-Steuer-Renditen aus. Das System funktioniert also insgesamt recht effizient.
Was heisst das nun für dich?
Dass man auf Dividenden Steuern zahlen muss, ist tatsächlich nicht gut. Doch weil Dividendenaktien tendenziell eine etwas höhere Rendite aufweisen, ist das nicht allzu schlimm. Das Problem von Dividendenstrategie liegt in der fehlenden Diversifikation.
❌ Nur Dividendenaktien
Nicht die beste Idee weil oft ganze Branchen im Portfolio fehlen (z. B. Tech-Unternehmen) und eine hohe Konzentration einzelner Branchen besteht (z. B. Banken, Versicherungen, Pharma).
❌ Gar keine Dividendenaktien
… ist aber auch nicht optimal. Denn wiederum leidet die Diversifikation, weil du viele Unternehmen (und Branchen) aus deinem Portfolio ausschliesst.
✅ Die richtige Strategie
Diversifikation ist der Schlüssel. Ein Mix aus verschiedenen Aktientypen – inklusive einiger Dividendenwerte – macht dein Portfolio robuster.
Der ultimative Trick: Säule 3a nutzen
Nicht ganz einfach in der praktischen Umsetzung, aber: In der Säule 3a zahlst du keine Steuern auf Dividenden!
Ein Beispiel:
High-Dividend-Yield-ETF mit 4% Dividende
Im Privatvermögen:
- 4% Dividende
- 1% geht an Steuern (bei 25% Grenzsteuersatz)
- Verbleiben: 3%
In der Säule 3a:
- 4% Dividende
- 0% Steuern
- Verbleiben: 4%
Unterschied: 1% mehr Rendite pro Jahr!
Meine Empfehlung
- Diversifiziere – Normale Aktien und Dividendenaktien
- Wenn Dividendenaktien, dann in der Säule 3a – dort zahlst du keine Dividendensteuern (sprich: in der Säule 3a den High-Dividend-Yield-ETF kaufen statt im Privatvermögen)