Wer hat die beste Säule 3a?
Es gibt immer mehr Anbieter von Säule-3a-Wertschriftenlösungen. Doch wer hat das attraktivste Angebot? Um diese Frage zu beantworten, habe ich den Säule-3a-Vergleich 2024 für die Schweiz erstellt.
Ich habe hierfür die folgenden Anbieter miteinander verglichen: Descartes, finpension, frankly, inyova, Kaspar&, relevate, Selma Finance, Swissquote 3a easy, True Wealth, VIAC, volt by Vontobel, Yapeal, Yuh.
Um die Anbieter möglichst objektiv beurteilen zu können, habe ich diese Kriterien untersucht und nach deren Relevanz gewichtet:
- Gebühren: 60%
- Strategieangebot: 20%
- Kundenfreundlichkeit: 20%
Das Resultat ist eine Bewertung von 0 bis 5 Sternen. Die genaue Methodik des Vergleichs findest du weiter unten.
Mehr Details zu den Resultaten findest du hier im Video oder natürlich weiter unten.
Update 5.12.24: Descartes ermöglicht neu 5 Einzelkonten und erhält dadurch neu 4,5 statt wie bislang 4 Sterne.
Säule-3a-Vergleich 10/2024
Gebühren pro Jahr**
0,4%
Strategien
Verfügbare Aktienquoten: 0%, 5%, 20%, 40%, 60%, 80%, 99%; zudem ist es möglich, eine individuelle Strategie zusammenzustellen.
Sonstiges
Man erhält kostenlos eine Todesfall- und Invaliditätsversicherung in der Höhe von 25% des angesparten Vorsorgevermögens. Es können zwecks Steueroptimierung bis zu 5 Einzelkonten erstellt werden.
Säule-3a-Vergleich 10/2024
Gebühren pro Jahr**
0,6%
Strategien
Verfügbare Aktienquoten: 0%, 50%, 75%, 100%.
Sonstiges
Es können zwecks Steueroptimierung bis zu 5 Einzelkonten erstellt werden.
Säule-3a-Vergleich 10/2024
Gebühren pro Jahr**
0,5%; dazu ca. 0,15% aufgrund der Verwendung nicht steuerbegünstigter Anlageprodukte
Strategien
Verfügbare Aktienquoten: 20%, 40%, 60%, 80%, 99%.
Sonstiges
Leider kann nur ein 3a-Konto eröffnet werden.
Säule-3a-Vergleich 10/2024
Gebühren pro Jahr**
0,77%
Strategien
Verfügbare Aktienquoten: 15%, 25%, 35%, 45%, 75%, 97%.
Sonstiges
Eine Staffelung des Bezugs mit mehrerer Konten ist nicht möglich. Die Kosten sind nicht wirklich transparent ersichtlich. Es werden keine steueroptimierten Produkte eingesetzt.
* Affiliate-Link
** Die Gebührenbandbreite entspricht den verschiedenen Standard-Anlagestrategien mit einem Aktienanteil von mindestens 10%. Einzelne Strategien (z. B. Nachhaltigkeit) können teurer sein. Hierfür bitte die Website des Anbieters konsultieren.
So habe ich getestet
Nach welchen Kritierien ich die Säule-3a-Anbieter bewertet habe, erfährst du hier:
Gebühren
Am wichtigsten für den Anleger sind tiefe Gebühren. Es bringt nicht viel, wenn ein Anbieter eine schöne App hat oder ein paar lustige Sprüche auf der Website hat, aber die Kosten sehr hoch sind. Relevant für den Vergleich sind die jährlichen Gesamtkosten, die sich üblicherweise aus den Produktkosten und den Verwaltungskosten zusammensetzen. Zusätzlich berücksichtige ich auch, ob steueroptimierte Produkte eingesetzt werden. Denn bei normalen ETFs wird zum Beispiel bei US-Aktien die Quellensteuer fällig. Mit den „richtigen“ Fonds entfällt diese Steuer, was einen positiven Effekt auf die Rendite von schnell mal 0,15 bis 0,3% pro Jahr haben kann. Mehr zum Thema gibt es in diesem Artikel von finpension. Der günstigste Anbieter erhält die volle Punktzahl (60 Punkte), Anbieter mit Kosten von über 1,5% pro Jahr und nicht steueroptimierten Produkten erhalten 0 Punkte.
Strategieangebot
Hier erhalten Anbieter Punkte, wenn sie 1) mindestens 5 verschiedene Strategien im Angebot haben, 2) individuelle Strategien anbieten und 3) eine Strategie mit einem Aktienanteil von mindestens 95% vorhanden ist. Das letzte Kriterium fliesst in die Bewertung ein, weil gerade für Anleger mit einem Anlagehorizont von 20 und mehr Jahren eine tiefere Aktienquote normalerweise nicht sehr sinnvoll ist. Müssen diese Anleger dann auf eine tiefere Aktienquote ausweichen, lassen sie viel Rendite liegen. Maximal sind hier 20 Punkte möglich. Anbieter, die keine dieser Kriterien erfüllen, erhalten 0 Punkte.
Kundenfreundlichkeit
Nichts ist mühsamer, als wenn die Gesamtkosten des Säule-3a-Anbebotes auf der Website nicht einfach auffindbar ist. Entsprechend fliesst dies in die Bewertung mit ein. Weiter berücksichtige ich, ob es möglich ist, 5 Konten zu eröffnen. Aus steuerlicher Sicht beim Bezug der Vorsorgegelder (Staffelung) ist diese Möglichkeit sehr relevant. Allerdings muss man dies individuell abklären, denn nicht in jedem Kanton existiert dieser Vorteil der Staffelung resp. ist nicht überall gleich hoch. Schliesslich vergebe ich Punkte, wenn zusätzliche Dinge kostenlos angeboten werden (z. B. gratis Wohneigentumsförderung). Maximal sind auch hier 20 Punkte möglich. Wer die Kosten nicht transparent ausweist, weniger als 5 Konten ermöglicht und keine Perks anbietet, erhält keine Punkte.
Bewertung
Die maximal mögliche Punktzahl beträgt 100 Punkte. Ab einer Punktzahl von 80 wird das Maximum von 5 Sternen vergeben. Die Skala sieht im Detail wie folgt aus:
80 Punkte: 5 Sterne
72 Punkte: 4,5 Sterne
64 Punkte: 4 Sterne
56 Punkte: 3,5 Sterne
48 Punkte: 3 Sterne
40 Punkte: 2,5 Sterne
32 Punkte: 2 Sterne
24 Punkte: 1,5 Sterne
16 Punkte: 1 Stern
8 Punkte: 0,5 Sterne
Weshalb ich die Nettorendite nicht berücksichtige
Nur die Kosten zu berücksichtigen, greift grundsätzlich etwas zu kurz. Am Schluss ist relevant, wie hoch die Nettorendite ist, also die Rendite abzüglich der Kosten. Im Idealfall untersucht man also die Nettorendite der jeweiligen Anlagestrategien der Anbieter.
Leider gibt es die meisten Anlagestrategien aber erst seit einigen wenigen Jahren. Beurteilt man die Nettorendite nur der zum Beispiel letzten 3 Jahre, ist das nur sehr bedingt aussagekräftig. Denn über einen so kurzen Zeitraum spielt der Zufall eine viel zu grosse Rolle. Wer in den letzten Jahren Nvidia übergewichtet hat oder im 2023 eine hohe Währungsabsicherung verfolgte, der hat eine bessere Rendite erzielt. Doch mit grosser Wahrscheinlichkeit war das kein Können, sondern schlicht Glück.
Eine aussagekräftige Beurteilung könnte man machen, wenn man die letzten 20 Jahre beurteilen könnte, weil dann spielt der Zufall und Glück eine kleinere Rolle und eine Überrendite wäre eher der Asset Allocation zuzuschreiben.
Zudem: Wenn man nur die Nettorendite der letzten wenigen Jahre berücksichtigt, vermittelt dies ein falsches Bild und birgt die Gefahr, dass der Kunde dann Jahr für Jahr zum Anbieter mit der im Vorjahr besten Nettorendite wechselt. Das ist nicht sinnvoll, denn wie gesagt, ist die hohe Nettorendite im Vorjahr eher das Ergebnis von Glück denn von Können. Entsprechend folgt im nächsten Jahr nicht zwingend ebenfalls wieder eine höhere Rendite.
Hallo Patrick
Zur Beurteilung der Frage „Wer hat die beste Säule 3a“ wäre doch vorallem auch der Vergleich der Nettoperformance des Portfolios einer vordefinierten Strategie, z.B. Aktienportfolio 95% über die letzten 3 Jahre relevant?
Hoi Markus
Ja die Nettoperformance ist relevant. Ich habe sie aber bewusst nicht in den Vergleich inkludiert und zwar aus folgendem Grund.
Für die meisten Anlagestrategien gibt es noch keine genügend lange Historie. Ich müsste also, wie du schreibst, zum Beispiel die letzten 3 Jahre beurteilen. Das ist meiner Meinung nach aber viel zu kurz. Glück spielt bei nur 3 oder 5 Jahren eine viel zu grosse Rolle.
Beispiel: Ich habe in meinem Portfolio in den letzten fünf Jahren Nvidia übergewichtet und dadurch eine deutlich höhere Rendite erzielt. Das heisst aber nicht, dass dies auch in Zukunft der Fall sein wird. Vermutlich hatte ich einfach nur Glück und in den nächsten Jahren werden ich nicht erneut überdurchschnittlich abschneiden.
Ich möchte verhindern, dass dann die Leute jährlich ihre 3. Säule zu demjenigen Anbieter wechseln, der im Vorjahr aus Zufall eine bessere Nettorendite erzielt hat. Könnte ich die Strategien über 15 oder 20 Jahren beurteilen, sähe es anders aus.
Ich muss mir aber fürs nächste Jahr überlegen, wie man die Nettorendite trotz dieser Probleme irgendwie noch adäquat berücksichtigen kann.